Passauer Neue Presse – Die Entführung aus dem Serail
The bubbly pair Blonde (Emily Fultz) and Pedrillo (Christos Kechris), who are dramatically and vocally very convincing, fit well into this colorful world.
Edith Rabenstein, Passauer Neue Presse
Osmin lernt das Einlochen
Vergnügliche Inszenierung von Morarts „Die Entführung aus dem Serail” am Landestheater Niederbayem — Regiedebut von Margit Gilch
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Er war am vergangenen Premie-rensamstag von „Die Entführung aus dem Serail” am Landestheater Niederbayem in Passau der absolute Publikumsliebling: Young Kwon. Zu Recht. Denn dem Bass gelang eine neue und erfrischende Interpretation von Osmin, der als finsterer Wüterich angelegten Figur. Denn “alt und hässlich”, wie ihn Komponist Wolfgang Amadeus Mozart in seiner ersten Wiener Oper beschrieben hat, ist seine Maske und Rolle keinesfalls. Ganz im Gegenteil. Die naturalistische Derbheit hat dieser Osmin abgelegt. Das entspricht auch seiner eleganten und wanndunklen Stimme. Dieser Osmin spielt mit der tradierten Rolle des Harems-wächters, der mit Krummsäbel genauso umgehen kann wie mit der Pistole, auf Macho-Gesten nicht verzichtet (Kartoffel-Zerdrücken), aber letztlich das Herz der Blonde gewinnen möchte. Dafür lässt er sich gerne kitzeln und necken —und lernt sogar das Golfen. Wie ironisch und hintersinnig von Regisseurin Margit Gilch, ihm dafür den Putter in die Hand zu drücken und das Einlochen üben zu lassen.
Es ist ein beachtliches Regiedebüt, das Margit Gilch, mit dieser Produktion vorlegt. Auch wenn die Grundidee – den sterbenden Bassa (Oscar Imhoff) auf eine Episode seines Lebens zurückblicken zu lassen – von Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman kommt. Diese Idee gibt die Möglichkeit, einen jungen Bassa einzuführen, der auch eine Lieblingsgespielin, Saya, hat. Maximilian Widmann und Bernadette Leitner zeigen die Emotionalität dieser beiden Figuren in einer dramatischen Tanzszene.
Gilch lässt alle politischen Aktualitäten außen vor und verlegt das Stück in die 1960er Jahre nach Aden in den Jemen. Darüber klärt ein Film in Schwarzweiß-Optik den Zuschauer auf.
Türen, Treppen, Palastmauern und eine zurückhaltende Ornamentik – in Terracotta und Weiß -erinnern vage an den Orient (Bühne: Andrea Flölz). Die zeitliche Festlegung ermöglicht zum einen orientalisch anmutende Kostüme, zum anderen den Chic der 1960er Jahre mit knappen Oberteilen und schwingenden Röcken, Business-Anzug und Smoking (Iris Jedamski). Das alles ist sehr stimmig.
In diese farbenfrohe Welt fügt sich gut das quirlige Paar Blonde (Emily Fultz) und Pedrillo (Christos Kechris), die darstellerisch und sangerisch überzeugten. Ebenso das ernste Paar. Konstanze fühlt sich zu dem jungen, aber blinden Bosse hingezogen und drückt ihm verstohlen einen Kuss auf Lippen. Ihr Herzgehört aber doch Belmonte. Martha O’Hara gab dieser Rolle die notwendige Kontur. Die Sopranistin zeigte sich vor allem in ihren drei großen Arien wunderbar beweglich mit perlenden Koloraturen, aber doch auch zart und mit überzeugendem Wechsel zwischen Freude und Dramatik. Mit Tenor Albertus Engelbrecht hat sie einen idealen Belmonte an ihrer Seite: seelenvoller Schmelz, guter Stimmsitz und schauspielerisch auch eine verlässliche Größe.
Der Janitscharenchor wird vermisst
Schon mit den ersten Takten der dahineilenden Ouvertüre ist man -wenn man sich vorher in die Oper eingehört hat, – vom Klangbild zunächst irritiert: Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman hat das Orchester im Instrumentarium reduziert. Was der Meister selbst übrigens auch öfters gemacht hat. Schlank kommt dieser Mozart daher, was allerdings die Konzentration auf die einzelnen Instrumente, etwa die Piccoloflöte oder die Bassetthörner, erhöht. Die Vielfalt der Dynamik ist gegeben, die Vielfarbigkeit der Musik kann intensiv strömen. Dem sehnsuchtsvollen Mittelteil stehen temperamentvolle Schlagzeugeffekte entgegen. Aber eines vermisst man doch schmerzlich: den Janitscharenchor, der hier von den Solisten gesungen wird.
Edith Rabenstein
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Source: Passauer Neue Presse
29/02/2016