Passauer Woche – Die Entführung aus dem Serail
Young Kwon as Osmin, Martha O’Hara as Konstanze, Emily Fultz as Blondchen, Albertus Engelbrecht as Belmonte and Christos Kechris as Pedrillo, were all brilliant in their singing roles.
Gerhard Stoiber, Passauer Woche
Entführung aus dem Jemen-Serail
Mozart-Oper feiert Premiere am Stadt-theater in Passau
Passau. Belmonte und Pedrillo wollen ihre bei einem Piratenangriff geraubten und an Bassa Selim verkauften Frauen, Konstanze und Blonde, befreien. Zu diesem Zweck planen sie eine Entführung. Osmin, der Aufseher über den Palast des Bassa, ist damit nicht einverstanden —so die Handlung der Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail” in Kurzform, welche am Samstag im Stadttheater Passau Premiere feierte.
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Es handelt sich bei dem Singspiel um ein Auftragswerk von Kaiser Franz Joseph II für das Wiener Nationaltheater, uraufgeführt 1782 am Wiener Burgtheater.
Leider verbrachte der Verfasser dieser Zeilen den ersten der drei Akte noch während der Fahrt nach Passau auf der vollgesperrten A3, sodass der Einstieg erst zum zweiten Akt erfolgen konnte — schade!
Türkenoper, Aufklärungsoper, Multikultioper: Die Entführung aus dem Serail hat im Laufe der Jahre viele widersprüchliche Etiketten aufgeklebt bekommen. Sogenannte „Türkenstücke” waren zum Ausgang des 18. Jahrhunderts groß in Mode. Mozart bediente die zeitgenössischen Erwartungen mit orientalischem Flair und atemberaubend schöner Musik.
Die Handlung wurde für diese Inszenierung in einen Palast im Jemen, irgendwann Mitte des 20. Jahrhunderts, transferiert. Für die Inszenierung ist Margit Gilch verantwortlich, ihr Regiedebüt nach einem Konzept von Basil Coleman; Bühne: Andrea Hölzl; Kostüme: Iris Jedamski.
Auf die teils unterschiedlichen Rollenverständnisse von Frau und Mann zwischen der ehemals osmanischen Welt und Europa wird nicht über die Original-Textvorlage hinausreichend eingegangen — Blondchen zu Osmin: „Denkst du alter Murrkopf etwa eine Sklavin vor dir zu haben! Mit europäischen Mädchen springt man nicht so herum!”
Neben den Singrollen verfügt das Stück auch über gesprochene Passagen: Oscar Imhoff als Bassa Selim der alte, Maximilian Widmann als junger Bassa — diese Rolle ist bei der aktuellen Inszenierung zweigeteilt. Bernadette Leitner agiert als Haremsdame Saya, teilweise in tänzerischen Einlagen mit Maximilian Widmann.
In den Gesangsrollen brillierten ein polternder Young Kwon als Osmin, Martha O’Hara als Konstanze, Emily Fultz als Blondchen, Albertus Engelbrecht (Belmonte) und Χρήστος Κεχρής als Pedrillo. Die Figuren sind bei dieser Inszenierung musikalisch farbenreich herausgearbeitet, darstellerisch jedoch weitgehend statisch angelegt — die Grenze zur konzertanten Aufführung ist allgegenwärtig.
Die niederbayerische Philharmonie spielt die Oper in kleiner Besetzung, teilweise auf geliehenen Originalinstrumenten. Leicht, leise und sängerfreundlich wurde die vielschichtige Musik Mozarts interpretiert. Generalmusikdirektor Basil H.E. Coleman stand dabei nicht nur am Dirigentenpult, sondern spielte auch das Cembalo, genauso wie Mozart seinerzeit.
Weitere Termine in Passau: 11112126./28. März sowie 112122123. April 2016; Infos und Karten unter www.landestheater-niederbay-ern.de
Gerhard Stoiber
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Πηγή: Passauer Woche
02/03/2016